1. Korinther 12 – „Die Gaben des Heiligen Geistes“

Eine Predigt von Pastor Andy Mertin im Lighthouse am 26.05.2012

 „Über die Geisteswirkungen aber, ihr Brüder, will ich euch nicht in Unwissenheit lassen….“ (1. Korinther 12,1)

Wir feiern an diesem Wochenende Pfingsten, doch kaum einer weiß eigentlich genau, warum er dieses Fest feiert. Der Heilige Geist fiel auf die Jünger Jesu. Es war wie ein Sturmwind und feurige zerteilte Flammen zeigten sich auf den Köpfen der Jünger. Die Menschen, viele Juden aus aller Welt, die aufgrund dieses Ereignisses zusammenströmten, waren sehr erstaunt, denn plötzlich verstanden alle den Lobpreis der Jünger in ihrer jeweiligen Sprache. Wie konnte das sein, denn es waren doch nur ungebildete einfache Fischer? Gott hatte ein großes Wunder getan!

Genau genommen hatte Er Seine Verheißungen wahr gemacht (Joel, 3,1-5) und hatte, nachdem Jesus nach der Auferstehung wieder zurück zu seinem Vater in den Himmel gegangen ist, auch uns, als Seinen Nachfolgern, anstelle von Jesus einen anderen Beistand und Tröster gesandt – den Heiligen Geist. Dieser ist kein nebulöses Etwas und auch nicht einfach „nur“ die Kraft Gottes, sondern Er selbst ist die dritte Person des dreieinigen Gottes. D.h. der Heilige Geist hat nicht nur alle Eigenschaften die eine Person ausmachen, sondern auch alle Attribute die Gott ausmachen, weil er selbst Gott ist. Das größte Werk, das der Heilige Geist an Menschen vollbringt ist das Geschenk der Wiedergeburt. Aus Gnade schenkt Er uns den Glauben an Jesus und pflanzt uns eine neue göttliche Gesinnung ein und macht uns zu neuen Menschen, die nicht mehr von der Sünde beherrscht werden, sondern Gottes Geboten folgen. Jeder Gläubige wird bei dieser innerlichen Neuschöpfung mit dem Heiligen Geist getauft (1Korinther 12,13), soll sich dann aber auch immer wieder nach neuen Erfüllungen ausstrecken (Epheser 5,18).

Aber damit nicht genug, denn der Heilige Geist wirkt in uns im Wesentlichen zwei Arten von Geisteswirkungen, die jedes Kind Gottes nach der Wiedergeburt fortschreitend erlebt. Da zeigt sich zum Einen die so genannte „Frucht des Geistes“ (Galater 5,22), die verschiedene Facetten enthält, wie z. B. Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Treue oder auch Selbstbeherrschung. Diese Wirksamkeit des Geistes zielt besonders auf die Veränderung unseres Charakters ab. Und dann sind da aber auch die „Gaben des Geistes“, die wiederum mehr unseren Dienst als Christen betreffen. Über das Thema der Geistesgaben sollen wir nicht in Unwissenheit bleiben, sondern uns anhand der Bibel nun näher befassen. Eine Geistesgabe ist eine durch den Heiligen Geist gewirkte Befähigung. Im griechischen sagt man dazu Charisma, was soviel wie Gnadengabe bedeutet.

 

Wozu sind Geistesgaben da?

Erstens zur Ehre und Verherrlichung Gottes und zweitens zur Ermahnung, Tröstung und Auferbauung der Gemeinde. „Da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtet danach, dass ihr die Gemeinde erbaut.“ (1Korinther 14,12) Das ist der eigentliche Zweck, warum Gott Geistesgaben wirkt. Das betonen auch andere Bibelstellen wie z. B. in 1. Korinther 14,3 oder 12, 7: „In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.“ Oder auch: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung!“ (1. Korinther 14,26). Es geht also nicht darum, über die Gaben und am Wirken des Geistes in Schwärmerei zu verfallen, wie es leider immer wieder auch im charismatischen Umfeld geschieht und anstelle den Geber, nur noch die Gaben zu sehen. Geistesgaben in der Gemeinde sind keine Phänomene, die religiöse Sensationsgelüste stillen sollen. Sie sind auch kein Prestigeprojekt, keine Ehrenabzeichen und zeigen wie herausragend und geistbegabt und was für ein toller Christ jemand ist. Nein, sie haben einen ganz schlichten und pragmatischen Grund: Durch die Gaben soll uns geholfen werden, in die geistliche Reife, in die Heiligung, in das Bild Christi hineinzuwachsen. Wenn z. B. jemand die Gnadengabe des Lehrens empfangen hat, soll durch diese Gabe nicht erwiesen werden, wie gut der Betreffende das kann, sondern die Gabe ist dazu da, dass die Jugendgruppe bzw. Gemeinde im Wort der Wahrheit gefestigt wird. Und wenn das nicht konkret geschieht, mögen da viele tolle Worte sein, aber keine heiligende Kraft. Und so ist das mit allen Gnadengaben. Das bekannte Kapitel über die Liebe in 1. Kor. 13 ist nicht von ungefähr genau da im Korintherbrief platziert worden, denn ohne Liebe können wir nicht dienen, sondern machen nur Krach. D.h. wenn nur heiße Luft da ist, aber kein geistlicher Nährwert, dann handelt es sich nicht um biblische Geistesgaben, denn sie sind Instrumente Gottes zum geistlichen Aufbau der Kinder Gottes. Das Anliegen der Auferbauung ist ein grundlegendes Anliegen der Bibel. Wenn man ein Haus bauen möchte, braucht man dazu Werkzeuge. Das Wesentliche bei dem Bauvorgang sind aber nicht die Werkzeuge, sondern das Haus ist das Ziel. Geistesgaben sind nicht um der Geistesgaben willen da, sondern dass sie dienen dazu, die Jugend bzw. Gemeinde stark zu machen und den Tempel Gottes zu bauen und letztlich geht es allein nur um den Geber der Gaben, Jesus Christus.

 

Welche Gaben gibt es?

Es gibt 6 spezielle Listen, die Gnadengaben (Charismen) aufzählen (Römer 12,6-8; 1. Korinther 7,7; 1. Korinther 12,8-10; 1. Korinther 12,28; Epheser 4,11; 1. Petrus 4,11). Wenn wir mal von Überschneidungen in diesen Listen absehen, kommen folgende Gnadengaben vor:

Wort der Weisheit

Es ist die Fähigkeit Gottes Willen zu erkennen und anhand des Wortes Gottes Rat und Hilfe zu geben, Seelsorge zu leisten.

Wort der Erkenntnis

Das Wort der Erkenntnis ist das Fundament für Christen die lehren und predigen. Sie ist die Begabung, die Bedeutung von Gottes Offenbarungen zu erfassen, die für den natürlichen Verstand ein Geheimnis ist.

Gabe des Glaubens

Dies ist ein anderer Glaube als der rettende Glaube oder auch der „normale“ Glaube eines Christen. Hier geht es um ein ganz besonderes Maß des Gottvertrauens. Als Paulus mit einem Schiff mit nahezu 300 Leuten unterzugehen droht (Apostelgeschichte 27,22-24), zeigt sich dieser besondere Glaube. Er glaubt fest, dass alle gerettet werden und es geschah dann auch so und gab damit der Besatzung Sicherheit und Hoffnung. Hudson Taylor glaubte an die Rettung vieler Chinesen, obwohl er kein Geld in der Tasche hatte und Georg Müller vertraute Gott auf wundersame Weise die Versorgung seiner 10.000 Waisenkinder ohne jegliche Hilfsaufrufe an. Beide erlebten auf starke Weise, wie Gott ihren Glauben bestätigte.

Gabe der Heilung

Diese Gabe zeigt sich, wenn jemand, der wie alle anderen Christen auch, um Heilung für Kranke betet, aber dann in besonderer Weise Erhörung seiner Gebete erfährt.

Gabe der Wunderkräfte

Erinnern wir uns dabei an die Wunder von Jesus (Wasser zu Wein, Vermehrung des Essens, Geld aus dem Maul eines Fisches). Dieses Art von Wundern lesen und hören wir aber nicht von den Nachfolgern, wohl aber von Totenauferweckungen, Dämonenaustreibungen u.a.

Prophetisches Reden bzw. Weissagung

Das bedeutet nicht, dass jemand wie im alten Testament Worte mit unantastbarer göttlicher Autorität spricht, denn derjenige spricht lediglich in seiner menschlichen Weise aus, was Gott ihm in seinen Sinn und in sein Herz gelegt hat. Gemeindeprophetie ist also kein wörtliches Echo göttlicher Worte, sie ist auch nicht im wesentlichen Zukunftsvoraussage, sondern sie ist eine freie Wiedergabe dessen, was der Heilige Geist einem Mensch in seinem Herzen spontan deutlich gemacht hat. Deswegen haben viele auch zu Recht ihren prophetischen Beitrag schlicht einen von Gott empfangenen „Eindruck“ genannt, der anhand der Heiligen Schrift von den Leitern der Gemeinde geprüft werden muss. Oft geschieht der prophetische Dienst auch sehr stark in einer Predigt. Bezüglich unserer Zukunft sollten wir uns jedenfalls Gott anvertrauen und nicht spekulieren. Manchmal sind Christen ebenso gepolt wie Ungläubige und wollen dringend etwas über ihre Zukunft wissen und sehen im prophetischen Reden dann so etwas wie ein frommes Horoskop oder Orakel, was für Gott sicher ein Gräuel ist. Denn die Bibel sagt nicht: „Finde deine Zukunft heraus“, sondern sie fordert auf: „Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen“ (Psalm 37,5). Das sah Paulus genauso. Darum sagt er ganz anspruchslos: „Wer prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung“ (1. Korinther 14,3). Prophetie ist also schlicht ein seelsorgerliches Wort. Gott möchte Seinen Kindern in ihren verschiedenen Lebenssituationen und Krisen seelsorgerlich helfen. Als ich mich mit Fragen über meine Berufung herumplagte, kam auf einer großen Jugendkonferenz in Israel am Toten Meer ein Bruder aus England zu mir, den ich kaum kannte. Er überbrachte mir ein persönliches Wort des Herrn, welches mich sehr ermutigte. Ähnliches durfte ich immer wieder erleben.

Gabe der Geisterunterscheidung

Dies hat mit Überprüfung und Beurteilung zu tun, was echt und falsch ist an Lehre und Verhalten und Auftreten von Menschen und in einer Zeit vieler Strömungen und Irrlehren sehr wichtig.

Gabe der Zungen- oder Sprachenrede

Dies ist die einzige Gabe zur Selbsterbauung, sofern es keine öffentliche Zungenrede ist, bei der jedoch eine Auslegung erfolgen muss. Diese Zungenrede wird gerne auch als „Gebetssprache“ bezeichnet. Es kann aber auch sein, dass man die Fähigkeit bekommt tatsächlich in einer Fremdsprache zu sprechen, die man selbst gar nicht erlernt hat. Gott freut sich wenn wir mit dem Verstand anbeten, aber auch wenn wir mit unserem Geist anbeten (1. Korinther 14,15) und es einfach so in Zungen aus uns heraus „fließen“ lassen. Manchmal sind wir auch so voller Freude, dass uns die deutschen Worte fehlen, unseren Herrn richtig zu loben. Und da sprudeln dann einfach Silben heraus, wie sie kommen. Und wir jubeln und jauchzen und preisen Gott buchstäblich mit unaussprechlichen Worten. Denn wenn der Heilige Geist uns auch Unverständliches in den Mund legt, sprechen wir doch nicht Wirrwarr, sondern göttliche Geheimnisse. Immer wieder haben wir davon gehört, dass Kinder Gottes sich plötzlich zum Gebet in anderen Sprachen gedrängt fühlten. Ich erinnere mich z.B. an eine Situation als ich für einen nahen Angehörigen während einer Autofahrt sehr kämpferisch in Zungen beten musste. Später hörte ich von einer schwierigen Phase im Leben der betreffenden Person, so dass mich der Herr hier offensichtlich im Gebet gebraucht hat.

Weiter gibt es dann aber auch die Gabe der Zungenrede, die der Auslegung bedarf. Näheres und auch generell über die Betätigung der Gaben im Gottesdienst (1. Korinther 14) demnächst in einer weiteren Jugendpredigt.

Weitere Geistesgaben sind: dienen, ermahnen, geben, Barmherzigkeit, Gastfreundschaft, Hilfeleistung üben. Dies sind sicher alles Befähigungen und Eigenschaften, die jeder Christ haben sollte und doch gibt es für bestimmte Christen hier noch eine besondere Begabung, damit sie in der Gemeinde darin entsprechend dienen können. Weitere Gaben sind: lehren, leiten, Aposteldienst, Verwaltungsdienst, Evangelisationsdienst, Hirtendienst (Seelsorge) und auch ledig sein und verheiratet sein. Weil aber nicht jede Liste immer alle erwähnt und in der einen Liste Gaben vor kommen, die in der anderen überhaupt nicht erwähnt werden, können wir davon ausgehen, dass diese Listen nur lose Beispielsammlungen sind und beliebig fortgeführt werden kann. Im AT (2. Mose 31,1-3) lesen wir z.B. auch von einem Künstler bzw. Handwerker, der mit göttlichem Geist erfüllt wurde, um seine Arbeit für die Geräte der Stiftshütte gut auszuführen. Oder denken wir an Nehemia, der ganz sicher eine besondere Managementbefähigung durch den Geist erhielt, um den Bau der Mauer in Jerusalem, was eine logistische Meisterleistung war, zu bewerkstelligen. Wir könnten sicher auch hinzufügen die Gabe des Singens, des Musizierens, Schreibens und auch ein Dienst in technischen Bereichen u.v.m. Das heißt alle Auflistungen deuten nur den Reichtum und die Vielfalt der Charismen an, die es insgesamt gibt. Gott setzt also eine Fülle von verschiedenen Gaben in Seiner Gemeinde ein, um durch ihren Dienst die Gemeinde vollkommen und herrlich zu machen.

 

Gibt es unterschiedliche Arten von Gaben?

Wenn wir uns die Listen der Geistesgaben einmal näher anschauen, stellen wir gewisse Unterschiede bezüglich der Arten der Charismen fest. Manche teilen die Gaben nämlich in Dienstgaben und Zeichengaben ein. Die Dienstgaben sind z. B. Lehren, Leiten, Geben,

Hilfeleistungen, Ermahnen oder Verwalten. Und die Zeichengaben sind die, die einen sehr übernatürlichen Charakter haben, wie z.B. Wunderkräfte, Prophetie, Heilungen oder Zungenreden. Was aber bei der Betrachtung der Listen auffällt, ist, dass die Apostel die Gnadengaben nicht nach den soeben erwähnten Kriterien aufzählen, sondern durcheinander. Die Zeichen- oder Wundergaben werden in einem Atemzug mit den schlichten Dienstgaben genannt. Das heißt Paulus und die Apostel machten keine Unterschiede, sondern behandelten alle Gaben gleichwertig und stellten sie nebeneinander. Paulus sieht die Gabe der Verwaltung nicht geringer als die Gabe der Prophetie. Warum? Weil er in der Gabe der Verwaltung ebenfalls die übernatürliche Kraft des Geistes erkennt und nicht einfach nur ein natürliches Organisationstalent. Denn er sagt: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist“ (1. Korinther 12,4).

Natürlich haben auch ungläubige Menschen ein besonderes Organisations- und Leitungstalent etc., aber sie üben es im Fleisch aus und nicht zur Verherrlichung Gottes und zur Freude und Auferbauung der Gemeinde. Der wiedergeborene Christ hingegen ist vom Heiligen Geist erfüllt, und wenn er leitet und organisiert, mag er dazu von Natur aus begabt sein, aber er tut es dennoch aus dem Glauben und aus der Kraft des Geistes heraus, die in ihm wohnt. Zwischen Naturtalent und Geistesgabe ist also ein himmelweiter Unterschied! Wir dürfen demzufolge auf keinen Fall die ganze Bandbreite göttlicher Gaben verengen und nur die spektakulären Gaben herauspicken und uns quasi ausschließlich auf sie konzentrieren. Leider wird das häufig gemacht. Wenn von Geistesgaben geredet wird, dann denkt man nur an Zungenrede, Heilungen oder prophetisches Reden. Das ist genauso, als wenn man seinem Körper aus der Menge lebensnotwendiger Vitamine nur zwei oder drei zuführen würde, und alle anderen ließe man weg. Der Körper braucht aber die ganze Palette an Vitaminen und Mineralstoffen, sonst hat er Mangelerscheinungen und kann nicht auferbaut werden. Er wird krank. Geistlich gesehen hat in der Tat eine solche Einseitigkeit viele Gemeinden krank gemacht. Auch wenn wir Menschen sehr hungrig nach Wundern und Zeichen sind, erlaubt es uns die Bibel nicht, die Gnadengaben nach ihrer Dramatik zu bewerten, sondern sie stammen alle gleichermaßen vom Heiligen Geist. Und darum müssen wir die Gabe der Hilfeleistung oder der Gastfreundschaft genauso hochhalten und erstreben wie die Gabe der Prophetie oder der Wunderwirkung. Wenn Paulus aber dennoch gewisse Gaben höher wertet als andere, misst er das nicht daran, wie aufsehen erregend die Gabe ist, sondern daran, welche Kraft sie zur Erbauung hat. Das war ihm wichtiger als alles andere – wie wir schon gesehen haben. Und für Paulus hat die Gabe Kraft zur Auferbauung, die eine verstehbare Botschaft trägt. Es geht ihm um die Nützlichkeit der Gabe. Darum vergleicht er das Zungenreden ohne Auslegung mit der prophetischen Rede und sagt: „Wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht mit euch redete in Worten der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre?“ (1. Korinther 14,6). Und fährt fort: „So auch ihr: wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist? Ihr werdet in den Wind reden“ (V.9). Das öffentliche Reden oder Singen in Zungen, das nicht verstanden wird, lehnt Paulus also definitiv ab. Warum? Weil es keinen Erbauungswert für die Gemeinde hat. Er nennt es ein „in den Wind reden“. Aber wenn die Zungenrede ausgelegt wird, dann ist das etwas völlig anderes. Dann kann verstanden werden, dann kann geprüft werden, dann kann gelernt werden, dann kann Frucht entstehen.

 

Danach Streben, aber Gott verteilt so wie er es will

Was machen wir nun mit dem Thema Geistesgaben? Paulus appelliert an die Verantwortung der Christen und ermuntert nach den Geistesgaben zu streben: „Strebt aber eifrig nach den vorzüglicheren Gnadengaben.“ (1Korinther 12,31) „Strebt nach der Liebe, doch bemüht euch auch eifrig um die Geisteswirklungen; am meisten dass ihr weissagt.“ (1Korinther 14,1) Vor dem Hintergrund, dass Gaben dazu da sind, die Verherrlichung Gottes und die Erbauung der Gemeinde zu suchen, muss uns das klar sein, warum wir Gaben erstreben sollen. Nicht damit wir groß und angesehen in der Jugend und Gemeinde sein wollen, sondern weil wir Gott und der Gemeinde dienen wollen. Also nicht lau in der Ecke sitzen und gucken was kommt, sondern aktiv sich mit der Thematik beschäftigen. Ein geistbegabter Christ ist dabei aber immer ein sehr demütiger Mensch, denn er will sich unter die Gemeinde und ihre Leiterschaft stellen und will aufhelfen und aufbauen. Er will sich opfern, weil er das liebt, was Jesus liebt – die Braut, die Gemeinde. Er ersehnt die Gnadengaben, weil er den Leib Christi von Herzen lieb hat. Leider ist das nicht immer so. Darum muss Paulus auf das wahre Motiv für Geistesgaben hinweisen, nämlich auf die Liebe. Er schreibt: „Wenn ich mit Menschen und mit Engelzungen redete …wenn ich prophetisch reden könnte …und alle Erkenntnis und allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte …und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir es nichts nütze“ (1. Korinther 13,1).

Leider gibt es Christen, die mit Hilfe ihrer Gaben manipulieren und herrschen wollen. Ich habe mitbekommen, wie sich in einer Gemeinde mittels Weissagungen zwei Parteien gegenseitig bekämpften und sich über diesen Weg allerlei Sachen an den Kopf warfen. Es gibt Christen, die sich ihre Gaben und den Dienst mit viel Ehre bezahlen lassen. Aber sie sind nicht bereit, sich zu erniedrigen, zu lieben und zu dienen. Warum möchtest du Gnadengaben haben? Nur weil du das Spektakuläre so magst? Das ist ganz und gar unbiblisch! Wenn dein Herz voller Liebe zur Gemeinde ist und du ihr von Herzen dienen möchtest und deshalb Geistesgaben ersehnst, dann bist du auf dem richtigen Weg. Gott segne dich deshalb überreichlich beim Streben nach den Gaben des Geistes! Wir teilen als ARCHE im Übrigen nicht die Auffassung, dass die Zeit der Geistesgaben vorbei ist. Die Gnadengaben nur auf das apostolische Zeitalter zu begrenzen, wie es manche tun, hieße, Gottes Freiheit einschränken zu wollen, zu wirken, wann und wo Er will. Wir glauben gerade auch bezüglich der Charismen an die Souveränität Gottes und Seines Geistes, denn es heißt: „Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will“ (1.Korinther 12,11). Das war nicht nur in den ersten Tagen der Christenheit so, sondern das ist auch heute noch so. Der Heilige Geist behält sich vor, zu wirken, wann, wo und durch wen Er will. Er wirkt analog zu den Worten Jesu, der gesagt hat: „Der Wind bläst, wo er will“ (Johannes 3,8). Die Gaben werden vom Herrn also unterschiedlich und nach Seinem freien Willen verteilt. Es ist folglich falsch zu meinen, dass man selbst über bestimmte Gaben (z.B. Zungenrede) quasi frei verfügen kann. Die Lehre von der Souveränität Gottes bewahrt uns einerseits davor, den Heiligen Geist zu begrenzen, und andererseits, Ihn manipulieren zu wollen. Beides ist falsch und führt in die Irre. Darum wollen wir uns der Herrschaft Gottes unterstellen und Ihn nach Seinen Gesichtspunkten wirken lassen, wie Er will, und nicht, wie wir wollen, auch wenn wir danach streben sollen und unsere Wünsche sagen dürfen.

 

Wer hat Geistesgaben, und wie empfängt man sie?

Die klare Antwort lautet, dass jeder Christ Geistesgaben hat, und zwar mindestens eine. Denn Paulus schreibt: „So sind auch wir, die vielen, ein Leib in Christus und als einzelne untereinander Glieder, und haben verschiedene Gnadengaben“ (Römer 12,5-6). Jeder Christ ist Glied am Leib Christi, wodurch ihm von Gott eine oder mehrere Gaben gegeben worden sind. Ein Organ am Leib zu sein, bedeutet zugleich, eine Funktion, eine Aufgabe, ja, eine Gabe zu haben. Ein Körperglied ohne Gabe gibt es nicht. Und so gibt es auch kein Mitglied am Leib Christi ohne Gnadengabe. Es ist wie bei unserem natürlichen Körper. Alle unsere Glieder haben eine Begabung, eine Ausrüstung, eine Befähigung – eine Gnadengabe. Die Nase kann riechen, die Augen können sehen, die Ohren hören, die Lunge kann atmen, der Magen kann verdauen, der Fuß kann gehen etc.. Dieses Bild des Körpers macht Paulus in 1. Korinther 12 zur Grundlage seines Gleichnisses. Er verweist auf den menschlichen Körper und erklärt, dass auch ein Glied am Leibe Jesu notwendigerweise eine Funktion und einen Auftrag, einen Dienst hat. Wir werden dieses Bild in der nächsten Predigt vertiefen. Jedenfalls hast du mindestens eine Geistesgabe, selbst wenn du der Schwächste oder der Neueste in der Jugend oder Gemeinde bist. Sie fängt nämlich schon beim einfachen Gebet an. Denn Paulus eröffnet uns die Erklärung über die Geistesgaben mit den Worten: „Niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist“ (1. Korinther 12,3). Das heißt, wenn ein Neubekehrter das erste Mal betet, dann ist damit schon eine Geistesgabe da. Deshalb heißt die Antwort auf die Frage, wer denn in der Gemeinde Geistesgaben hat, ganz einfach: ALLE ohne Ausnahme! Aber wann empfängt man Geistesgaben? In demselben Augenblick, wenn man Glied am Leib Christi wird. Und wann wird man das? Hören wir dazu noch einmal Paulus: „Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft,… und sind alle mit einem Geist getränkt“ (1. Korinther 12,13). Und das war, als wir wiedergeboren wurden, als wir uns bekehrt haben und Kinder Gottes geworden sind. Als der Heilige Geist in unser Herz kam, kamen auch Seine Gaben zu uns. Da fingen wir an, zu glauben, zu dienen, zu helfen, zu geben, zu bezeugen, zu beten und in der Gemeinschaft zu leben. Vom ersten Augenblick seiner Wiedergeburt wirkt ein Christ mit an der Auferbauung der Gemeinde. Die Gnadengaben sind im geistlichen Erbgut bereits angelegt, aber sie wollen entwickelt werden. Dieses Gleichnis vom Körper und seinen Gliedern sollten wir immer vor Augen haben, wenn wir an geistliche Gaben denken. Dann gehen wir viel unverkrampfter und entspannter mit diesem Thema um. Wir erkennen, dass Charismen nichts Mystisches an sich haben, sondern dass sie mit der Wiedergeburt ganz natürlich entstehen und ebenso natürlich auch wachsen.

 

 

Wie sieht es in der Praxis aus?

Stellen wir uns eine Frau vor, die gestern Christin geworden ist. Sie ist durch

die Taufe im Heiligen Geist wiedergeboren und lebendiges Glied am Leib Christi geworden und hat damit Geistesgaben empfangen – mindestens eine. Das weiß sie aber selber noch gar nicht. Aber sie geht nach Hause und erzählt ihrem Mann, ihren Kindern, Freunden und Nachbarn von Jesus. Nach relativ kurzer Zeit kommen von diesen Freunden überraschend viele zum Glauben, mehr als bei anderen Gotteskindern, die auch Zeugnis ablegen. Daraufhin sagen einige Geschwister in der Gemeinde zu ihr: „Hey, du hast ja die Gabe der Evangelisation!“ Und wenn wir in die biblischen Listen der Gnadengaben hineinschauen, dann können wir unsere neue Glaubenschwester gern eine Evangelistin nennen. Später lässt dieser Segen leider wieder etwas nach. Aufgrund ihrer vielfältigen Beschäftigung, dazu noch manche Anfechtungen vergisst sie ein Zeuge zu sein und dient nicht mehr ganz so, wie sie es am Anfang tat. Darum lesen wir bei Paulus: „Ich erinnere dich daran, dass du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist“ (2. Timotheus 1,6). Das heißt, wir sollen danach streben, die Gaben, die Gott uns gegeben hat, zu entdecken, sie nicht zu vernachlässigen, sondern sie immer wieder zu fördern. Das können wir durch Gebet, durch Bibelstudium, durch Hören der Predigt, durch Gemeinschaft mit anderen Gläubigen (insbesondere auch in einem Hauskreis) und natürlich durch Ausübung. Bring dich ein! Gaben werden in dein geistliches Leben durch die Gnade Gottes hineingelegt und entfalten sich – z.B. „helfen“ und „verwalten“. Wie viele unterschiedliche Helfer haben wir in der Jugend und Gemeinde! Ohne sie ginge es nicht. Geistesgaben gibt es nicht um ihrer selbst willen, sondern sie sind die Instrumente zur Auferbauung, zum Wachstum der Gemeinde. Ohne sie kann keine lebendige Jugendarbeit existieren. Darum strebt nach den Gaben, entwickelt sie und übt euch darin und bitte vernachlässigt eure Gaben nicht, sondern: „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter er mancherlei Gnade Gottes“ (1. Petrus 4,10). Jeder Christ hat von seiner Wiedergeburt an die Anlage zu geistlichen Gaben empfangen hat, die im Glauben entwickelt werden sollen. Und das geschieht durch ein aktives Leben der Nachfolge. Lebe täglich im Gebet, im Wort und sei beständig unter der Predigt. Dazu sagt Paulus ein interessantes Wort: „Denn die Predigt von Christus ist in euch kräftig geworden, so dass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe“ (1. Korinther 1,6-7). Also höre das Wort und dann suche auch die Gemeinschaft und diene einfach dem Herrn. Und du wirst sehen, wie großartig der Herr dich begabt und ausgerüstet hat. Und dann suche weiter die enge persönliche Beziehung mit Gott und Er wird dir weiter begegnen und dir noch mehr schenken, so dass deine Gaben immer fruchtbarer werden – und das alles zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung der Jugend und Gemeinde.

 

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