Souveränität: Was will Gott eigentlich?

Am 15.06.2013 stellte Jörn sich zwei Fragen aus der Jugend:

Wie lässt sich Erwählung und die Gerechtigkeit und Souveränität Gottes mit dem freien Willen des Menschen vereinbaren?

Gott will nicht, dass Menschen sündigen, doch er lässt es zu, dass dies geschieht, weil Menschen einen freien Willen besitzen. Wir können uns also gegen den moralischen Willen Gottes stellen. Aber wir können uns nicht gegen den souveränen Willen Gottes stellen. Warum ist der Wunsch, dass Menschen aufhören zu sündigen denn moralisch und nicht souverän? Dann würden doch eigentlich viel mehr Leute errettet werden, oder? Eine weitere ergänzende Frage, die bei der Beantwortung bitte einbezogen werden sollte, wäre, ob Gott seinen moralischen Willen dazu einsetzt, dass sich sein souveräner Wille erfüllt?

Souveränität: Was will Gott eigentlich?
Gott ist Gott-zentriert: Wie wir von der Göttlichkeit Gottes profitieren

1      Einleitung

1.1   Beispiel: Erwählende Liebe und freier Wille

Ein Ehepaar nach vorne holen. Folgende Fragen stellen:

  • Ehemann, hast Du Dir Deine Frau ausgesucht oder wurdet Ihr zwangsverheiratet?
  • Ehefrau, hast Du ihn freiwillig genommen oder wurdest Du von irgendjemandem dazu gezwungen?

Auch nicht von ihm?

  • Ehemann, wollte sie Dich von Anfang an? Was hast Du gemacht, solange sie noch gar nicht wollte?
  • Ehefrau, also hat er Dich doch gezwungen, weil er um Dich geworben hat!? Hast Du ihn wirklich aus freier Entscheidung heraus genommen?

Christus ist der perfekte Bräutigam.

Mit Erwählung ist es ein wenig so wie mit der Partnersuche. Idealerweise weiß der Mann schon, auf welche Frau er es abgesehen hat. Dann wirbt er um sie und schließlich entscheidet sie sich freiwillig für ihn.

Christus sucht sich seine Braut aus – dazu hat jeder Bräutigam das Recht! Warum ein Mann genau diese Frau ausgesucht hat, ist für die Frau selbst manchmal unerklärlich. Warum Gott gerade Dich ausgesucht hat, ist für Dich selbst auch unerklärlich – aber Er wollte Dich! Nun wirbt Christus um Seine Braut. Und weil Er perfekt ist, wird sein Werben nicht fehlschlagen! Alle, die zu Seiner Gemeinde, der Braut gehören, werden durch Sein perfektes, liebevolles Werben bewegt, sich freiwillig dazu zu entscheiden, Ihn zurückzulieben.

Stellt Euch mal vor, Mädels, der perfekte Mann würde Euch einen Heiratsantrag machen. Würdet Ihr ihn nicht freiwillig nehmen? Ihr würdet Euch nicht dazu gezwungen fühlen!

Nun haben wir einige Fragen beantwortet:

Sucht Christus sich Seine Braut aus? Ja!

Gibt es ausgesuchte Menschen, die nein sagen? Nein, weil Christi Liebe perfekt ist!

Gibt es nicht ausgesuchte Menschen, die gerne ja sagen würden? Nein, weil wir alle von Natur aus Feinde Gottes sind (vgl. z. B. Epheser 2,1) und uns freiwillig gegen Ihn entscheiden.

Vielleicht hilft dieses Bild manchen von Euch, die erwählende Liebe Gottes besser zu verstehen.

Es ist die freiwillige Entscheidung der Menschen, Gott abzulehnen und es ist die freiwillige Entscheidung der Menschen – wenn Jesus sie erwählt hat und mit Seiner perfekten Liebe umwirbt – sich für Ihn zu entscheiden. Aber beachten wir: in all dem ist Gott souverän, weil Er entscheidet, um wen Er wirbt!


1.2   Zum weiteren Vorgehen

Für heute haben wir zwei Fragen auf dem Programm:

Wie lässt sich Erwählung und die Gerechtigkeit und Souveränität Gottes mit dem freien Willen des Menschen vereinbaren?

Gott will nicht, dass Menschen sündigen, doch er lässt es zu, dass dies geschieht, weil Menschen einen freien Willen besitzen. Wir können uns also gegen den moralischen Willen Gottes stellen. Aber wir können uns nicht gegen den souveränen Willen Gottes stellen. Warum ist der Wunsch, dass Menschen aufhören zu sündigen denn moralisch und nicht souverän? Dann würden doch eigentlich viel mehr Leute errettet werden, oder? Eine weitere ergänzende Frage, die bei der Beantwortung bitte einbezogen werden sollte, wäre, ob Gott seinen moralischen Willen dazu einsetzt, dass sich sein souveräner Wille erfüllt?

1.2.1 Probleme

Wie das so ist bei solchen Fragen, gibt es zwei Probleme, vor denen ich stehe:

Erstens: Ich kann jetzt einfach kurz die Fragen beantworten und sagen, was ich mir dazu überlegt habe. Aber ich soll und will ja hier eine Predigt halten.
Zu Jan habe ich gestern gesagt: »Predigen ist keine Theodizee (Rechtfertigung der Herrschaft Gottes), sondern eine Proklamation der Herrschaft Gottes.« Außerdem möchte ich ja nicht meine Antwort (oder die gut durchdachten Antwort von irgendwelchen meiner Vorbilder) präsentieren, sondern Gottes Antwort proklamieren. Wir glauben ja, dass Gott in der Bibel genug gesprochen hat, damit wir in allen Lebenslagen Ihm wohlgefällig leben können – also sollten wir auch die Antworten auf solche Fragen bei Gott suchen.

Zweitens: Ich möchte eine Botschaft predigen, die für die ganze Jugend relevant ist. Mit den Fragen haben sich vielleicht ein, zwei Leute oder meinetwegen auch 10 Beschäftigt, aber die anderen 80 Prozent können kaum etwas damit anfangen.

1.2.2 Vorschlag

Ich schlage für heute eine Problemlösung vor, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich viele andere Strategien hätte wählen können:

Beide Fragen spielen auf den freien Willen des Menschen an. Ich glaube, dass die zentrale Realität der Bibel der freie Wille Gottes ist. Wir werden menschliche Entscheidungsfreiheit und auch den Umgang Gottes mit dieser Entscheidungsfreiheit nur verstehen, wenn wir in unserem Denken das gleiche Zentrum haben wie Gott: den freien Willen Gottes!

Meines Erachtens ist dieses Thema dann auch für alle relevant!

Zum einen, weil ich ja gerade gesagt habe, dass ich den freien Willen Gottes als zentrale Realität der Bibel ansehe (was das genau heißt, sehen wir später noch). Wenn es zentral ist, dann wird es für alle Glaubenden Bedeutung haben.

Zum anderen, weil es eine essentielle Strategie Gottes offenbart: Wenn wir jemanden verstehen wollen, dann müssen wir ihn besser kennenlernen und auch erlernen wie er denkt. Es ist manchmal für mich ganz schön merkwürdig, zu sehen, wie Kiki von dieser Sache auf jene kommt – aber Schritt für Schritt lerne ich ihr Denken zu verstehen und auch in manchen Punkten so zu denken wie sie. Wenn wir komplizierte Fragen stellen, wie wir sie heute behandeln wollen, dann müssen wir an diese mit dem Denken Gottes herangehen.

1.2.3 Bezug zu den Fragen

Was heißt das nun – ganz kurz – für unsere beiden Fragen?

Wir werden sehen, dass der freie Wille des Menschen und die Souveränität Gottes (beides im richtigen, biblischen Sinne definiert – siehe dazu den Anhang) nur im Glauben vereinbar sind.

Die zweite Frage ist dann durch zwei Ansätze zu beantworten: Zunächst einmal können und müssen wir nicht wissen, warum dieser Wille (nach dem Ende der Sünde) nicht souverän, sondern moralisch ist; wir können und müssen wissen (und glauben), was die Bibel uns offenbart. Weiter ist dann aber eine Antwort doch in der Bibel zu finden, nämlich, dass der Tag kommen wird, an dem der souveräne und der moralische Wille vereint sein werden – auf der neuen Erde, im Himmel.

1.2.4 Überleitung

Lasst uns also nun zu dem Wort Gottes kommen.

Diese Predigt ist – dank Andy – überschrieben mit »Souveränität Gottes: was will Gott eigentlich?«. Dazu werden wir uns die ersten drei Verse aus Psalm 115 ansehen.

Gebet: Gottes Denken erlernen; Seine Zentralität erkennen; wie wir davon profitieren neu entdecken.


2      Psalm 115,1–3

Ich möchte heute Abend die ersten drei Verse aus dem 115. Psalm mit Euch betrachten und meine, darin die Antwort auf die gestellten Fragen, aber noch viel mehr zu finden.

Nicht uns, Herr, sondern deinem Namen gib Ehre wegen deiner Gnade, wegen deiner Treue! *Warum sollen die Völker sagen: Wo ist denn ihr Gott? *Unser Gott ist im Himmel; alles, was ihm wohlgefällt tut er. (Ps. 115,1–3)

Dieser Text teilt uns drei Dinge mit:

  • Es geht in diesem Universum um Gottes Ehre!
  • Gott tut alles, was Er will – und Er tut es gerne!
  • Gott ist unser Gott!

2.1 Es geht in diesem Universum um die Ehre Gottes

Wenn wir die biblischen Gebete lesen, so müssen wir immer den Kontext betrachten und sehen, wie Gott damit umgegangen ist. Dieses Gebet war Gott so wichtig, dass Er es als Lied hat für ewig bestehen lassen. Es gefällt Gott also, wenn wir gemäß diesem Psalm beten.

Darum offenbart das Gebet auch etwas über Gott. Vers 1 sagt es ganz deutlich, dass Gott will, dass wir um die Ehre seines Namens beten. Das heißt, dass die Herrlichkeit Gottes bekannt wird. Der Name Gottes ist das, was proklamiert werden kann. Natürlich besteht Gott selbst schon immer in großer Herrlichkeit und in völliger Erhabenheit, aber Sein Name wird noch nicht überall geehrt, die Proklamation der Herrlichkeit Gottes steht in Teilen noch aus.

2.1.1 Ausführliches Beispiel: Jesaja 48,9–11

Es gibt unzählige Texte in der Bibel, die aufzeigen, dass Gott zuerst (beachte: es ist der erste Vers) Seine Ehre sucht!

Am bekanntesten und klarsten ist der Text aus Jesaja 48,9–11:

Wegen meines Namens halte ich meinen Zorn zurück, und wegen meines Ruhmes bezähme ich mich dir zugute, um dich nicht auszurotten. *Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht im Silberschmelzofen; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends. *Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun – denn wie würde mein Name entweiht werden! –, und meine Ehre gebe ich keinem andern.

Zentral in Gottes Denken ist Seine Ehre! Selbst das, was Er um unseretwillen tut, tut Er Seiner Ehre wegen.

2.1.2 Weitere Beispiele

Hier ein paar andere Beispiele, in denen wir sehen, dass Gottes Suche nach Seiner eigenen Ehre auch immer uns zugutekommt:

  • Gott erwählt sich ein Volk zu Seiner Ehre (Epheser 1,4–6)
  • Gott hat uns zu Seiner Ehre geschaffen (Jes. 43,6–7)
  • Gott hat Israel zu Seiner Ehre berufen (Jes. 49,3; Jer. 13,11)
  • Gott hat Israel zu Seiner Ehre aus Ägypten befreit (Ps. 106,7–8)
  • Gott erweckte den Pharao, um Seine Macht zu zeigen und um Seinen Namen zu Ehren (Röm. 9,17)
  • Gott hat den Pharao am Roten Meer besiegt, um seine Ehre zu proklamieren (Ex. 14,4)
  • Gott hat Israel um Seines Namens willen in der Wüste verschont (Hes. 20,14)
  • Gott hat Israel um der Ehre Seines Namens willen den Sieg in Kanaan gegeben (2. Sam. 7,23)
  • Gott hat Sein Volk um der Ehre Seines Namens willen nicht vernichtet (1. Sam. 12,20+22)
  • Gott hat Jerusalem um Seines Namens willen vor Angriffen bewahrt (2. Kön. 19,34)
  • Gott hat Israel zu Seiner Ehre aus dem Exil herausgeführt (Hes. 36,22–23)
  • Jesus hat die Ehre Seines Vaters in allem gesucht, was Er tat (Joh. 7,18)
  • Jesus befahl uns, gute Werke zu tun, damit Gott die Ehre bekommt (Mt. 5,16; vgl. 1.Petr. 2,12)
  • Jesus warnt, dass es vom Glauben abhält, nicht Gottes Ehre zu suchen (Joh. 5,44)
  • Jesus sagt, dass Er Gebete erhört, damit Gott verherrlicht wird (Joh. 14,13)
  • Jesus hat die letzte Stunde seines Leidens zu Gottes Ehre durchgestanden (Joh. 12,27–28; Joh. 17,1; vgl. Joh. 13,31–32)
  • Gott hat seinen Sohn dahingegeben, um die Ehre Seiner Gerechtigkeit zu verteidigen (Röm. 3,25–26)
  • Gott vergibt unsere Sünden um seinetwillen (Jes. 43,25; Ps. 25,11)
  • Jesus bringt uns in die Gemeinschaft mit Sich zur Ehre Gottes (Röm. 15,7)
  • Der Dienst des Heiligen Geistes ist es, den Sohn Gottes zu verherrlichen (Joh. 16,14)
  • Gott befiehlt uns, alles zu Seiner Ehre zu tun (1. Kor. 10,31)
  • Gott sagt, dass wir in einer Weise dienen sollen, die Ihn ehrt (1. Petr. 4,11)
  • Jesus wird uns zur Ehre Gottes mit den Früchten der Gerechtigkeit füllen (Phil. 1,9)
  • Alle kommen unter das Gericht, weil sie Gott verunehrt haben (Röm. 1,22+23; Röm. 3,23)
  • Herodes stirbt als Strafe, weil er Gott nicht die Ehre gegeben hat (Apg. 12,23)
  • Jesus wird wiederkommen zur Ehre Gottes (2.Thess. 1,9–10)
  • Jesu ultimatives Ziel für uns ist, dass wir Seine Ehre sehen und genießen (Joh. 17,24)
  • Selbst der Zorn Gottes ist mit dem Ziel verbunden, den Reichtum Seiner Herrlichkeit zu offenbaren (Röm. 9,22–23)
  • Gottes Plan ist, die Erde mit der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit zu füllen (Hab. 2,14)
  • Alles, was passiert, wird in der Verherrlichung Gottes münden (Röm. 11,36)
  • Im neuen Jerusalem wird die Herrlichkeit Gottes die Sonne ersetzen (Off. 21,23)

2.2 Er tut, was immer Er will

Folgt mir einmal zu Vers 3. Dieser Vers macht es ganz deutlich: Immer wenn Gott handelt, dann tut Er es so, dass es Ihm gefällt. Niemals ist Gott dazu gezwungen, etwas zu tun, was Er nicht möchte. Niemals ist Er in eine Ecke gedrängt oder in eine Zwickmühle. Auf eine gewisse Art und Weise gefällt Gott also alles, was Er tut.

2.2.1 Zitat

John Piper sagt dazu in einer Predigt:

Jesaja nutzt das gleiche hebräische Wort (als Nomen) in Jesaja 46,10, wo Gott spricht:

Meine Pläne verwirkliche ich, und was mir gefällt [wörtlich: mein Gefallen], das führe ich aus.

Basierend auf diesem Text und vielen anderen sollten wir uns vor Gott beugen und seine souveräne Freiheit preisen – dass auf gewisse Art und Weise er immer in Freiheit, in Übereinstimmung mit seinem Gefallen [engl.: good pleasure] handelt, nur dem Diktat seiner eigenen Freude folgt. Er wird niemals ein Opfer seiner Umstände. Er wird niemals in eine Situation gebracht, in der er zwischen zwei Dingen entscheiden müsste, die ihn beide nicht erfreuen.[1]

2.2.2 Das Argument

Beachten wir auch, in welchem Kontext Vers 3 steht. Er ist quasi die Antwort auf Vers 2. In Vers 2 wird Gottes Volk gefragt, wo denn ihr Gott sei. Die Antwort ist nun: »Unser Gott ist im Himmel; alles, was ihm wohlgefällt, tut er.«

Das Volk Israel beruft sich also auf die Erhabenheit Gottes (Er ist im Himmel) und findet Zuflucht darin, dass Er tut, was immer Ihm wohlgefällt. Die Antwort auf die belagernden Fragen der Feinde drückt Hoffnung aus, die Israel bei Gott findet.

Das Argument ist quasi: Unser Gott ist wirklich Gott und Er regiert, weil Er (erstens) im Himmel ist (also erhaben ist) und (zweitens) das tut, was Er will. Im von Gott inspirierten Denken des Psalmisten ist genau das ein Argument für die Erhabenheit Gottes: Er tut, was immer Er will!

2.3 Gott ist unser Gott

2.3.1 Ein Problem

Nun hat diese Antwort aber noch viel mehr Inhalt. Ich finde es erstaunlich, dass es heißt »Unser Gott«. Schließlich scheinen eigentlich genau diese Dinge sich auszuschließen: Gottes Erhabenheit und dass Er im Himmel ist einerseits und die persönliche Nähe zu Seinem Volk andererseits. Das aber ist nur ein Trugschluss – und der Psalmist macht diesen Denkfehler gar nicht erst.

Wir sehen das Dilemma: Gott ist erhaben, Er tut, was Er will, Er ist im Himmel – und das soll jetzt als Argument dafür dienen, dass Gott bei Seinem Volk ist. Vers 2 fragt genau danach, ob Gott Seinem Volk beisteht – und der Psalmist antwortet nur, dass Gott Mächtig ist und alles tut, was Er will.

Es bringt nichts, wenn Gott alles tut, was Er will, aber wir davon nichts haben. Gott muss unser Gott sein, wir müssen davon profitieren, dass Gott Gott ist!

2.3.2 Lösung: Gottes Reichtum ist überfließend

Der Schlüssel liegt in Vers 1:

Nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre wegen deiner Gnade, wegen deiner Treue!

Der erhabene und mächtige Gott, um dessen Ehre sich das Universum dreht, möge alle Ehre bekommen! Warum? »Wegen deiner Gnade, wegen deiner Treue.« Und wem wird diese Gnade, wem wird diese Treue zuteil? Uns, dem Volk Gottes!

Wir profitieren deshalb von der Gnade Gottes, weil Er sich aus freien Stücken dazu entschieden hat den Überfluss Seiner Herrlichkeit gerade uns zuteil werden zu lassen.

Alles, was Gott für uns tut, tut Er eigentlich für sich. Wir haben oben gesehen, dass es immer um Gottes Ehre geht. Und Gott ist die einzige Person, die sich um sich selbst drehen darf – einfach, weil Er die zentrale Realität des Universums ist.

Aber dabei bleibt es eben nicht! Gottes Reichtum an Herrlichkeit ist überfließend – und fließt zu uns über.

2.3.3 Rettung als Produkt der Selbstgenugsamkeit Gottes

Denken wir nur einmal darüber nach: Gott ist Gott-zentriert und hat vorrangig das Ziel, Seinem Namen Ehre zu bringen. Dabei entstehen aus dem Überfluss heraus nicht nur ein Universum und eine Menschheit. Gott ist so erhaben, dass Er in dieser überfließenden Liebe auch uns rettend liebt.

Dass Jesus auf die Erde kam, war definitiv zur Ehre Gottes. Aber In diesem Universum ist es eben kein Widerspruch, dass Gott Seine Ehre sucht und dass wir glücklich werden. Im Gegenteil: für das Volk Gottes, für die Erwählten, ist genau die Suche Gottes nach Seiner Ehre ihre Freude!

2.3.4 Gott ist uns in Christus nahe

Lasst mich noch einmal zurück zu dem Problem von eben kommen: Wir haben gesehen, dass es nur dann gut für uns ist, dass Gott im Himmel ist und alles, was Er tut, gerne tut, wenn Gott auch unser Gott ist.

Und hier kann uns die Botschaft des Evangeliums wieder ganz neu und frisch erfreuen: In Christus hat Gott uns nahe gebracht.

Das gute alte Evangelium verstaubt eben doch nicht, sondern ist auch hier wieder der Schlüssel zu unserer Freude!

3      Was das für uns heißt

Wenn Heiligung, also der Prozess des Wachstums im christlichen Weg des Glaubens, in seiner Essenz heißt, Jesus ähnlicher zu werden, Gottes Heiligkeit widerzuspiegeln, dann ist damit m. E. auch verbunden, dass wir ähnliche Denkweisen und Freuden wie Gott bekommen werden.

Durch den Glauben, der ja nichts anderes als ein Hinschauen und Vertrauen auf Christus ist, werden wir verändert, um mehr zu sein wie Jesus. Also ist meine Antwort auf die beiden Fragen: Im Glauben können wir verstehen.

Gott vermag unser Denke so zu verändern, dass wir mehr und mehr so denken wie Er – darum ist auch hier die Antwort: Nahe Dich Gott durch den von Ihm geschaffenen Weg des Vertrauens auf Christus des Gekreuzigten; und Er wird sich Dir nahen.


A      Freier Wille

Wenn ich beginne, über den freien Willen zu sprechen, dann muss ich – vom Wort Gottes geleitet – beginnen, den freien Willen Gottes zu proklamieren. Nicht der freie Wille des Menschen, sondern der freie Wille Gottes, ist zentral in der Bibel.

A.1 Zugrundeliegende Definitionen und philosophische Ausführungen

Worüber reden wir eigentlich, wenn wir über freien Willen reden? Die Bibel spricht niemals von dem freien Willen der Menschen und benutzt auch niemals diesen oder einen Ähnlichen Begriff. Natürlich könnte es sein, dass – wie es mit Trinität der Fall ist – das Konzept des freien Willens in der Bibel vorkommt. Aber dann sollten wir auch erklären können, was wir unter diesem – mit dem Schlagwort freier Wille betiteltem – Konzept verstehen.

Hier einmal zwei Definitionen, die zur besseren Unterscheidung beide nicht als Konzept des freien Willens bezeichnet werden:

Libertärer freier Wille: Kausal unbeeinflusst entscheiden zu können.

Entscheidungsfreiheit: Wirklich entscheiden zu können, was man tut und was nicht.

Oft werden die hier gegenübergestellten Konzepte vermischt und wir argumentieren für einen »freien Willen« der Menschen, den es rein logisch nicht geben kann. Wir wollen, dass Gott Gebet erhört und eingreifen kann, wir wollen, dass Er regiert und doch möchten wir unbeeinflusst entscheiden können. Rein philosophisch ist das schon ein Problem.

A.2 Praxis und Anwendung

Doch schauen wir uns einmal die Berechtigung dieser beiden Konzepte an. Wo tauchen sie auf?

Gott beeinflusst, Er wird nicht beeinflusst. Und doch kann Er zugleich auf Ereignisse eingehen. ER hat libertären freien Willen sowie Entscheidungsfreiheit.

Wir werden von allen möglichen Dingen beeinflusst. Etwas passiert und auf einmal wollen wir ganz anders handeln. Und dennoch spricht die Bibel immer wieder davon, dass Menschen sich willentlich entscheiden etwas zu tun. Wir können wirklich entscheiden, was wir tun und was wir bleiben lassen, wir haben Entscheidungsfreiheit.

Anwendung: Die Frage ist nicht, ob es schrecklich ist, dass Gott alles (auch unseren Willen) in der Hand hat, sondern warum wir Ihm nicht dafür danksagen, dass uns nichts widerfahren kann, was uns zu Entscheidungen bringt, die wir eigentlich nie treffen wollten.


Quellen und weiterführende Materialien

John Piper: Does God get more glory if people have free will? (http://youtu.be/6YbOXdL4y2Y), abgerufen: 29.04.2013

John Piper: A few thoughts on free will (http://www.desiringgod.org/blog/posts/a-few-thoughts-on-free-will), abgerufen: 29.04.2013

Andrew Naselli: Do we have a free will? (http://www.reformation21.org/articles/do-we-have-free-will.php), abgerufen: 29.04.2013

John Piper: Biblical Texts to Show God’s Zeal for His Own Glory (http://www.desiringgod.org/resource-library/articles/biblical-texts-to-show-gods-zeal-for-his-own-glory), abgerufen: 12.06.2013

John Piper: The Pleasures of God in all that he does (http://www.desiringgod.org/resource-library/sermons/the-pleasure-of-god-in-all-that-he-does), abgerufen: 14.06.2013


[1] Originaltext: Isaiah uses the same Hebrew word (as a noun) in Isaiah 46:10 where the Lord says,

My counsel shall stand,
and I will accomplish all my pleasure.

On the basis of these texts and many others we should bow before God and praise his sovereign freedom—that in some sense at least he always acts in freedom, according to his own „good pleasure,“ following the dictates of his own delights. He never becomes the victim of circumstance. He is never forced into a situation where he must do something in which he cannot rejoice. (Aus: http://www.desiringgod.org/resource-library/sermons/the-pleasure-of-god-in-all-that-he-does)

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